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„Seltsames geht zur Zeit in unserer Stadt vor: Die Poller vermehren sich: gußeiserne, speziallackierte Straßenbegrenzungs-Pfähle, von den Experten ‚Wellmann-Poller‘ genannt. Sie kosten ca. 300 Mark das Stück und sind Teil einer umfassenden Offensive, die offiziell als ‚Projekt Straßenmöblierung‘ firmiert und ihrerseits Teil eines länderübergreifenden Konzept zur ‚Verkehrsberuhigung‘ ist, welches wiederum die stadtplanerische Umsetzung einer für die Belange von ‚Ökologie‘ und ‚Regionalismus‘ sensibilisierten Öffentlichkeit darstellt.“ (Helmut Höge, „Ordnung und Widerstand im Öffentlichen Raum. Eine Kreuzberg-Recherche“, 1989) Die überarbeitete Neuauflage der „Pollerforschung“ versammelt Texte H. Höges aus den Jahren 1989 bis 2009. In seinen aufmerksamen Stadtbeobachtungen erscheinen die Tücken eines im Alltag leicht zu übersehenden Objekts. Mit theoretischem Weitblick ermisst Höge die Wirkmächtigkeit des Stadtmobiliars, erkundet seine psychogeographische Bedeutung und folgt den idiosynkratrischen Aneignungen des Pollers durch die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt. Wenn heute Innenstädte im Namen der Terrorabwehr abgepollert und in Hochsicherheitszonen verwandelt werden, erweist sich Helmut Höges Untersuchung einer politischen Ökonomie der Straßenbegrenzungspfähle und anderer Formen des Stadtmobiliars als aufschlussreicher Beitrag zum Verständnis gegenwärtiger Stadtentwicklung. Verbesserte und erweiterte Neuauflage. Herausgegeben von Philipp Goll. Mit Nachworten von Ann Cotten, Christoph Eggersglüß, Philipp Goll, Frederic Ponten und Georg Stanitzek.